Der Fachkräftemangel stellt Luisa Lennert (33) aus Nürnberg in ihrem Job als Referentin für Recruiting beim regionalen Energieversorger N-ERGIE immer wieder vor große Herausforderungen. Ihre Strategie: Kreativität, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Wie sieht die perfekte Stellenanzeige aus? Diese Frage beschäftigt Luisa Lennert beinahe täglich. Der Fachkräftemangel wirkt sich auch auf ihr Unternehmen aus: In den vergangenen Jahren gingen immer weniger Bewerbungen ein, vor allem im ländlichen Raum.
Zuerst braucht es einen Titel, der auf den ersten Blick erkennen lässt, worum es bei dem Job geht. Außerdem sollte die Ausschreibung möglichst knapp gehalten und prägnant sein. „Mein Ansatz ist, dass ich die Aufgaben in maximal fünf Punkten zusammenfasse. Das gilt auch für die Anforderungen“, sagt die Referentin. Schlagwörter werden fett markiert. Weitere wichtige Infos, wie Kontaktdaten, der Bewerbungsablauf oder für die Bewerbung relevante Unterlagen dürfen außerdem nicht fehlen.
Aber wie kommt die Ausschreibung dort an, wo sie soll? „Da muss man ein Gespür dafür haben, wer aktuell die Zielgruppe ist. Poste ich die Ausschreibung auf einer relevanten Online-Jobbörse, auf Social-Media-Kanälen oder braucht es sogar den Weg der Direktansprache, etwa über LinkedIn?“. Zudem arbeitet das Recruiting eng mit dem Personalmarketing zusammen. So werden kreative Marketing-Maßnahmen konzipiert, wie Werbung auf Fahrzeugen des ÖPNV, Plakatwerbung oder Bandenwerbung bei Sportveranstaltungen.
Man sollte eine gute Menschenkenntnis haben und eine gewisse Empathie mitbringen.
Luisa Lennert ist Referentin für Recruiting beim Energieversorger N-ERGIE.
Zum Arbeitsalltag der Recruiterin gehören auch Events, bei denen möglichst viele Menschen angesprochen werden sollen. Sie organisiert zum Beispiel für die N-ERGIE und ihre Schwestergesellschaft, die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg, immer wieder Job-Datings. „Da standen wir schon mit einer Tram am Hauptbahnhof und Interessierte konnten vorbeikommen. Wir versuchen immer wieder, zu den Leuten zu gehen.“
Mischung aus Kreativität und Empathie
Kreativität macht für Luisa Lennert einen großen Teil ihrer Arbeit aus. „Man sollte aber auch eine gute Menschenkenntnis haben und eine gewisse Empathie mitbringen. Ich rekrutiere für den ganzen Konzern und habe mit ganz unterschiedlichen Menschen zu tun.“ Ein wichtiges Schlagwort in ihrer Arbeit ist die Candidate-Experience. „Dabei geht es darum, dass Bewerberinnen und Bewerber von Anfang an ein gutes Gefühl haben und einen guten Eindruck bekommen – auch wenn es mal eine Absage geben sollte.“
Zusammen im Team mit der 33-Jährigen arbeiten sechs Personen, die sich die Bereiche aufteilen. Im Unternehmen gibt es Berufe wie Elektroniker/in, Mechaniker/in, Informatiker/in, Kaufleute und viele weitere Jobs. Wenn Bewerberinnen und Bewerber Fragen zu den Ausschreibungen haben, kommen sie zuerst auf das Recruiting-Team zu. „Wir müssen das Unternehmen gut präsentieren können, aber uns auch im Rahmen der Erstgespräche mit den Stellen auskennen.“
Praxisorientiertes Studium
Diese bunte Mischung ist der Traumberuf von Luisa Lennert. Nach dem Realschulabschluss absolvierte sie eine Ausbildung zur Industriekauffrau, bevor sie ihr Abitur nachholte. Es folgte ein Bachelorstudium der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Personalmanagement. „Alle meine Praktika habe ich in Personalabteilungen gemacht und dort ganz verschiedene Bereiche kennengelernt.“ Zum Bachelor gehörte aber auch der betriebswirtschaftliche Anteil mit Buchhaltung, Logistik und Wirtschaftsrecht. Im Master an der Technischen Hochschule in Nürnberg spezialisierte sich Luisa Lennert dann auf Human Resources. „Das Tolle am Studium war, dass wir immer einen großen Praxisbezug hatten. Das ist sicherlich ein Vorteil von Fachhochschulen.“
Mit moderner Technik dem Fachkräftemangel begegnen
Seit knapp drei Jahren ist die Recruiterin bei der N-ERGIE beschäftigt. Dort arbeitet sie eng mit den jeweiligen Fachbereichen zusammen, aber auch Künstliche Intelligenz wie ChatGPT kommt zum Beispiel beim Texten von Stellenanzeigen zum Einsatz. „Wir dürfen an vielen Online-Seminaren zur Fortbildung teilnehmen und müssen uns immer wieder neue Gedanken machen, wie wir an die Leute herankommen", erzählt Luisa Lennert. Der Erfolg liegt auf der Hand: Durch Personalmarketing und Recruiting-Maßnahmen konnte das Unternehmen die Bewerberzahlen in den vergangenen Monaten steigern.
Weitere Informationen
BERUFENET
Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Betriebswirt/in (Hochschule) - Personalmanagement) www.arbeitsagentur.de/berufenet
BERUFE.TV
Filmportal der Bundesagentur für Arbeit www.berufe.tv
studienwahl.de
Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung www.studienwahl.de
