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Interview: Personal händeringend gesucht

Alexander Klay, Pressesprecher des Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), spricht mit abi» über die Herausforderungen, der sich die Branche heute und in Zukunft stellt.

Ein Flugzeug am blauen Himmel, mit weißen Wolken, hat das Fahrwerk ausgefahren.

abi» Herr Klay, wie ist die Arbeitsmarktlage in der Luftverkehrswirtschaft?

Alexander Klay: Die Passagierzahlen sind nach dem Einbruch in der Pandemie wieder enorm gestiegen, wir erwarten, dass im Sommer 2024 89 Prozent des Verkehrsniveaus von vor Corona in Deutschland erreicht werden. Daraus ergibt sich ein höherer Bedarf an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern quer durch alle Berufe im Luftverkehr – bei Fach- und bei Hilfskräften. Überall wird händeringend Personal gesucht.

abi» Bis 2050 soll Fliegen klimaneutral sein – das klingt ambitioniert …

Alexander Klay: Das ist es. Für die Klimaneutralität brauchen wir den Ersatz von fossilem Kerosin durch nachhaltige Kraftstoffe. Das ist nicht trivial, da das Fliegen Energieträger mit hoher Energiedichte benötigt – synthetisches Kerosin ist bislang teuer und knapp. Aber es gibt verschiedene Maßnahmen und wir haben einen klaren Fahrplan.

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    Für die Klimaneutralität brauchen wir den Ersatz von fossilem Kerosin durch nachhaltige Kraftstoffe. Das ist nicht trivial, da das Fliegen Energieträger mit hoher Energiedichte benötigt – synthetisches Kerosin ist bislang teuer und knapp.

    Alexander Klay, Pressesprecher des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL)

abi» Wie sieht der aus?

Alexander Klay: Die Emissionen des Luftverkehrs betragen rund 3,06 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen. An allen globalen Klimaeffekten hat der Luftverkehr einen Anteil von rund fünf Prozent. Prioritär ist es, den Treibstoffverbrauch zu senken. Der entscheidende Hebel für kurzfristige CO₂-Reduktion ist der Kauf effizienter Flugzeuge: Die aktuelle Flugzeuggeneration, die gerade in Betrieb genommen wird, verbrennt 25 Prozent weniger Kerosin. Die deutschen Fluggesellschaften haben rund 200 verbrauchsärmere Flugzeuge für insgesamt 48 Milliarden Euro bestellt.

abi» Und langfristig?

Alexander Klay: Da kommen die nachhaltigen Kraftstoffe, Sustainable Aviation Fuel (SAF), ins Spiel. Diese kosten leider das Fünf- bis Achtfache. EU-Regeln legen fest, dass ab 2025 dem Kerosin zwei Prozent SAF beigemischt werden muss. Das wird schrittweise gesteigert und 2035 sind es dann schon 20 Prozent. Daneben braucht es weitere Innovationen, etwa Wasserstoff-, Hybrid- und Elektroflugzeuge, zunächst vor allem für kürzere Distanzen. Da es aber Bereiche gibt, in denen sich Kerosin noch nicht vollständig ersetzen lässt, werden wir nicht herumkommen, Emissionen auch zu bepreisen, was im Rahmen des Emissionshandels bereits seit über zehn Jahren geschieht.

abi» Wir verändern diese Herausforderungen die Berufsbilder und Aufgaben?

Alexander Klay: Ein Stichwort ist die Automatisierung und Digitalisierung zur Vereinfachung von Arbeitsabläufen. Künstliche Intelligenz wird eine große Rolle spielen, etwa bei der Flugzeugwartung und -entwicklung. Essenziell ist zudem die Forschung. Ein Beispiel: Kondensstreifen können eine positive Wirkung auf das Klima haben, indem sie Sonnenstrahlung von der Erde fernhalten. Aber auch eine negative, wenn sie verhindern, dass Wärme entweicht. Die Bildung von Kondensstreifen hängt unter anderem mit der Luftfeuchtigkeit zusammen. Wissenschaft, Flugsicherung und Fluggesellschaften arbeiten im Schulterschluss intensiv an der Frage, wie man solche Effekte voraussagen und durch kleine Korrekturen der Flugroute große Effekte erzielen kann. Sollte das gelingen, haben wir einen weiteren großen innovativen Hebel für den Klimaschutz.