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Slavistik: Die Sprache des Nachbarlandes

Warum nicht mal etwas Neues wagen? Larissa Weppe (22) studiert Slavistik an der Justus-Liebig-Universität in Gießen im vierten Semester. Sprachkenntnisse in einer slavischen Sprache hatte sie vor dem Studium noch nicht.

Ein Buch in kyrillischer Schrift liegt aufgeschalgen auf einem Tisch.

Larissa Weppe sitzt mit ihren Mitstudierenden im Russisch-Sprachkurs. Alle, die den Kurs besuchen, fangen gerade an, die Sprache zu lernen. Zu Hause hat die Studentin vorbereitet, ihren Tagesablauf auf Russisch zu erzählen. Jetzt gilt es, mit einer Partnerin das Geschriebene im Dialog umzusetzen und die Sprache zu üben. Letzte Woche waren Wegbeschreibungen dran. „Die Sprachkurse machen am meisten Spaß“, findet die junge Frau. „Mir macht es viel Freude, immer mehr sprechen zu können und es fällt mir leicht.“

  • Man sollte große Lust haben, die Sprachen zu lernen, weil man viel Zeit dafür investieren muss.

    Larissa Weppe, Slavistik-Studentin

Zwei Sprachen im Hauptfach

Dabei ist Russisch sogar Larissa Weppes zweite slavische Sprache. Begonnen hat sie im ersten Semester mit Polnisch, auch hier ohne Vorkenntnisse. „Die Sprachkurse werden aufgeteilt in Anfänger und Muttersprachler. So haben alle die Chance, auf ihrem Stand die Sprachkenntnisse zu erwerben, die sie brauchen“, berichtet sie. Russisch hat die Studentin im dritten Semester begonnen.

Im Hauptfach Slavistik wählt man an der Justus-Liebig-Universität in Gießen zwei Sprachen. Ist die erste Sprache Polnisch oder Tschechisch, ist als Zweitsprache Russisch verpflichtend. Für alle, die mit Russisch starten, steht zusätzlich noch Ukrainisch, Bosnisch, Kroatisch oder Serbisch zur Auswahl. Das slavistische Hauptfach kombinieren die Studierenden mit einem Nebenfach: Politikwissenschaft, Soziologie oder Geschichte. Die 22-Jährige hat sich für Soziologie entschieden.

Fokus auf dem Spracherwerb

„Im Studium liegt der Fokus klar auf dem Erwerb der Sprachen“, erzählt Larissa Weppe. „Die Sprachkurse nehmen die meiste Zeit in Anspruch.“ Außerdem besucht sie Vorlesungen und Seminare zu Literatur-, Kultur- und Sprachwissenschaft ihrer gewählten Schwerpunkte. „Mir gefallen die sprachwissenschaftlichen Seminare besonders gut. Man versteht dann besser, wie die Sprachen aufgebaut sind und welches System dahintersteckt.“ Die Fachtexte in den Seminaren bekommen die Studierenden meist mit Übersetzung oder auf Deutsch. „Die richtig schwierigen Texte verstehe ich noch nicht komplett“, gibt die Studentin zu. „Aber es wird immer besser.“

Um das Studium zu meistern, musste sie keine Vorkenntnisse mitbringen, dafür aber viel Durchhaltevermögen: „Man sollte große Lust haben, die Sprachen zu lernen, weil man viel Zeit dafür investieren muss“, gibt die Studentin zu bedenken. „Außerdem ist das Interesse für die jeweiligen Länder und Kulturen Voraussetzung. Es hilft auch, wenn man gerne liest, neugierig und kommunikativ ist.“

Zukunft in Wissenschaft, PR oder Wirtschaft

Ihre Sprachkenntnisse kann Larissa Weppe bei einem Auslandssemester noch vertiefen. „Ein Auslandsaufenthalt ist nicht verpflichtend, wird aber empfohlen“, weiß sie. „Ich habe noch nichts Konkretes geplant, würde aber gerne nach Polen gehen.“ Um ihre berufliche Zukunft kümmert sie sich bereits während des Studiums. So hat sie ein Praktikum im „Deutschen Polen-Institut“ in Darmstadt absolviert und arbeitet als studentische Hilfskraft bei einem Professor. „Ich kann mir gut vorstellen, später in die Wissenschaft zu gehen. Eine Tätigkeit in der Wirtschaft oder in der Öffentlichkeitsarbeit finde ich ebenso attraktiv. Ich werde aber noch weitere Praktika absolvieren, um mich zu orientieren – beispielsweise in einer Bibliothek.“

Schon in der Schule hat es die junge Frau geliebt, Sprachen zu lernen. Da sie dort schon Englisch und Französisch hatte, wollte sie im Studium etwas Neues ausprobieren: „Polnisch ist eine Sprache, die in Deutschland nicht viele können und die in der Schule gar nicht vorkommt“, meint sie. „Dabei ist Polen unser Nachbarland. Ich wollte gerne diese Nische belegen.“

Slavistik studieren

In Deutschland gibt es laut Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit rund 63 Slavistik-Studiengänge, etwa an der Universität Erfurt, der Universität Bamberg oder der Humboldt Universität zu Berlin.

Slavistik (auch Slawistik) kann man entweder als Gesamtfach studieren oder man wählt eine der Teildisziplinen: Die Ostslavistik umfasst Russisch, Ruthenisch, Ukrainisch und Weißrussisch. In der Westslavistik befasst man sich mit dem Kulturbereich und der Sprache des Kaschubischen, Sorbischen, Polnischen, Slowakischen sowie des Tschechischen. In der Südslavistik geht es um Bulgarisch, Burgenländisch-Kroatisch, Makedonisch, Serbo-Kroatisch/Bosnisch und Slowenisch.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Slawistik).

www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung. Hier findest du Informationen rund ums Studium.

www.studienwahl.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.

web.arbeitsagentur.de/studiensuche

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.

www.berufe.tv  

Studiencheck

Das Portal bietet studiengangspezifische Wissenstests (Checks) für Studieninteressierte an. Die Checks prüfen die Voraussetzungen für die Aufnahme eines Studiums an einer bestimmten Hochschule.

www.studiencheck.de

Verband der deutschen Slavistik

slavistenverband.de