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Studiengänge in Archiv, Bibliothek und Dokumentation: Zeugnisse hüten und bewahren

Historische Schriften, Bilder, Dokumente oder auch Filmaufnahmen erhalten und sie anderen zugänglich machen: Wer sich beruflich mit diesem Thema befassen will, ist im Studienfeld „Archiv, Bibliothek, Dokumentation“ genau richtig.

Eine junge Frau hat einen Stapel Dokumente auf dem Arm.

„Archivarin zu sein ist schon seit meiner Kindheit mein Traumberuf. Ich wollte herausfinden, woher Historiker ihre Informationen beziehen und fand alte Schriften spannend.“ So begründet Sharon Hundehege (30) ihre Entscheidung für die Wahl ihres Bachelorstudiengangs „Archiv“ an der Fachhochschule Potsdam (Lies mehr dazu in der Reportage „Das Gedächtnis der Gesellschaft“). Auch die dort gelebte Interdisziplinarität motivierte sie. „Wir Archivare bleiben nicht unter uns, wir stehen im regen Austausch mit den Bibliothekaren und den Informations- und Datenmanagern.“

Dies verdeutlicht, wie eng diese drei Bereiche miteinander verzahnt sind. Sie prägen ein Berufsfeld mit vielseitigen Einsatzmöglichkeiten. Weil es sich bei den Arbeitgebern oftmals um öffentliche Einrichtungen handelt, ist nach dem Studium auch eine Beamtenlaufbahn möglich.

  • Portraitfoto von Sharon Hundehege

    Wir Archivare bleiben nicht nur unter uns, wir stehen auch im regen Austausch mit den Bibliothekaren und den Informations- und Datenmanagern

    Sharon Hundehege (30) studiert den Bachelorstudiengang „Archiv".

Teilbereiche Archiv, Bibliothek und Dokumentation

„In einer Informationsgesellschaft kommt der Archivierung, Aufbereitung und Zurverfügungstellung von Informationen ein besonderer Stellenwert zu“, erläutert Dirk Hillemeyer, Berufsberater im Hochschulteam bei der Agentur für Arbeit Osnabrück. Im Archivwesen dreht sich alles um die Verwaltung und Aufbewahrung von historischen Quellen und anderen Dokumenten oder Archivalien. Der Berufsberater erläutert, welche Studienmöglichkeiten hier eine Rolle spielen: „Grundständige Studiengänge im Bereich Archivwesen bieten derzeit unter anderem die Archivschule Marburg und die Hochschule für den öffentlichen Dienst Bayern an. An beiden wechselt dabei das theoretische Fachstudium mit berufspraktischen Ausbildungsabschnitten. Abgeschlossen wird die Ausbildung jeweils mit der Laufbahnprüfung für den gehobenen Dienst.“

In Bibliotheken haben Nutzerinnen und Nutzern freien Zugang zu gedruckten und digitalen Medien. Dabei wird in der Regel zwischen öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken unterschieden. Bachelorstudiengänge wie etwa „Bibliothekswissenschaft“ an der FH Potsdam oder „Bibliothek und digitale Kommunikation“ (TH Köln) bereiten auf eine Tätigkeit in diesem Bereich vor. Die Studierenden lernen, mit Hilfe neuester Technologien Informationen zu strukturieren, abzuarbeiten und zur Verfügung zu stellen.

Das Dokumentationswesen wiederum betrifft Unternehmen der freien Wirtschaft genauso wie Behörden und Forschungseinrichtungen – hier gilt es, handschriftliche, gedruckte oder digitale Dokumente zu bestimmten Themen zu erfassen, aufzubereiten und zugänglich zu machen. Den Weg bereiten Studiengänge wie zum Beispiel „Informationswissenschaften“ an der Hochschule der Medien Stuttgart oder „Data and Information Science“ (TH Köln).

Übergreifend ausgerichtete Studienfächer

„Weil sich die drei Bereiche überschneiden beziehungsweise die Aufgaben ähnlich aussehen können, sind auch die Studienmöglichkeiten oftmals übergreifend ausgerichtet“, erklärt Dirk Hillemeyer. „So heißen einige Bachelorstudiengänge beispielsweise ‚Bibliotheks- und Informationswissenschaft‘, zu finden etwa an der Humboldt-Universität zu Berlin, oder ‚Bibliotheks- und Informationsmanagement‘. Bachelorstudiengänge, die für den Bibliotheks- und Informationsbereich ausbilden, werden sowohl an Fachhochschulen als auch an Universitäten angeboten.“

Wer sich weiterbilden möchte, findet jeweils mit spezialisierten Masterstudiengängen vielfältige Möglichkeiten, etwa „Editions- und Dokumentwissenschaft“ an der Bergischen Universität Wuppertal. Auf eine Beamtenlaufbahn im höheren Archivdienst bereitet beispielsweise der Masterstudiengang „Archivwissenschaft“ an der Fachhochschule Potsdam vor.

Digitale Herausforderungen meistern

Eine große Herausforderung für alle Bereiche der Informationsverwaltung ist das Phänomen Big Data. Durch die stetig wachsende Menge an digitalen Informationen braucht es neue Strategien und Technologien, um diese Daten effektiv zu verwalten und nutzbar machen zu können. „Dies spiegelt sich in vielen Studiengängen bereits wider“, weiß Dirk Hillemeyer. „So gibt es auf Themengebiete spezialisierte Studiengänge, zum Beispiel ‚medizinisches Informationsmanagement‘ an der Hochschule Hannover oder den Studiengang ‚Digital Humanities‘, der unter anderem in Göttingen Methoden zur Erfassung, Analyse und Präsentation geisteswissenschaftlicher Daten vermittelt“, sagt der Berater und ergänzt: „In Studienschwerpunkten wie Bibliotheksinformatik wird voraussichtlich auch die Implementierung von Künstlicher Intelligenz zur automatisierten Informationsanalyse ein Thema werden.“

Der Studienberater weist darauf hin, dass einige Institutionen freiwillige Jahre in der Denkmalpflege, der Kultur oder in der Wissenschaft anbieten, um interessierten Schulabgängerinnen und Schulabgängern Einblicke in die vielfältigen Tätigkeiten in Archiven, Bibliotheken und der Dokumentation zu ermöglichen. Beispielsweise biete das Goethe- und Schiller Archiv in Weimar ein Freiwilliges Kulturelles Jahr an, das Landesarchiv NRW ein FSJ in der Denkmalpflege.

Und wer sich zunächst für eine Ausbildung zur Bibliotheksassistentin/zum Bibliotheksassistenten oder zur/zum Fachangestellten für Medien oder Infodienste entschieden habe, findet zum Beispiel an der Hochschule Hannover die Möglichkeit, berufsbegleitend sein Wissen im Rahmen eines Bachelorabschlusses in Informationsmanagement zu vertiefen.

Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt

In Deutschland waren 2022 laut Mikrozensus rund 29.000 Erwerbstätige im Archiv-, Bibliotheks- und Informationswesen auf einem Niveau tätig, das in der Regel ein Hochschulstudium voraussetzt. Zu den Erwerbstätigen zählen neben den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auch Beamte und selbstständig Tätige. Nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in den vergangenen Jahren sukzessive zurückgegangen, 2022 um minus zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr, auf 17.000. „Die Digitalisierung hält auch im diesem Berufsfeld Einzug “, erläutert Claudia Suttner vom Team Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung der Bundesagentur für Arbeit. „So ist zu beobachten, dass die Beschäftigung bei den klassischen Berufen in Archiv- und Bibliothekswesen eher zurückgeht. In den Dokumentations- und Informationsdiensten hingegen nimmt sie eher zu – plus 3,9 Prozent waren es hier im Jahr 2022.“

Ansonsten ist laut der Expertin der Arbeitsmarkt in Deutschland in diesem Berufsfeld als gut zu bewerten: „Die Arbeitslosigkeit geht zurück und die Nachfrage nach Arbeitskräften steigt. Die Arbeitslosenquote liegt bei um die zwei Prozent.“ Eine relativ geringe Zahl an gemeldeten Arbeitsangeboten zeigt aber auch, dass die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes begrenzt ist. So waren im Jahresdurchschnitt 2022 gerade mal 200 Stellen für Archiv-, Bibliotheks- und Dokumentationsfachleute gemeldet.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild.

www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung.

www.studienwahl.de

BERUFE.TV

Filmportal der Bundesagentur für Arbeit

www.berufe.tv

Hochschulkompass

Infoportal der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) zu deutschen Hochschulen, deren Studien- und Promotionsmöglichkeiten sowie internationale Kooperationen.

www.hochschulkompass.de

Verband deutscher Archivarinnen und Archivare

www.vda.archiv.net

Deutscher Museumsbund

www.museumsbund.de

Deutsche Stiftung Denkmalschutz

www.denkmalschutz.de