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Sagithjan Surendra: „Ein unabhängiger Zugang zur guten Bildung ist wichtig“

Das Deutsche Studentenwerk und der Deutsche Hochschulverband haben ihn 2020 als „Student des Jahres“ ausgezeichnet. Im gleichen Jahr bekam er den Engagementpreis von der Studienstiftung des Deutschen Volkes, wurde als „Top Talent under 25“ ausgezeichnet und gründete ein Start-up. Sagithjan Surendra (22) kann bereits einige Erfolge verbuchen. Mit abi» sprach er über seine Kindheit, die Vereinbarkeit von Engagement, Karriere und Studium sowie seine Vorbilder.

Porträt-Foto von Sagithjan Surendra

abi» Sagithjan, du hast das Aelius Förderwerk gegründet und dafür bereits mehrere Auszeichnungen erhalten. Was genau ist Aelius?

Sagithjan Surendra: Mit Aelius bieten wir kostenlose und vielfältige Workshops, Mentoring-Programme sowie Beratungen rund um die Themen Schule, Studium, Auslandsaufenthalte und vieles mehr für benachteiligte Kinder und Jugendliche an. Ziel ist es, gleiche Chancen für alle zu schaffen, und zwar schon in der Schulzeit.

abi» Wie kamst du auf die Idee für die Gründung?

Sagithjan Surendra: Durch die zwei Welten, in denen ich aufgewachsen bin: in der einen bin ich der Sohn zweier Kriegsgeflüchteter ohne Schulabschluss, in die andere bin ich als erster Akademiker der Familie hineingewachsen. Das sind zwei komplett unterschiedliche Welten, die da aufeinander geprallt sind. So fing ich an, mich mit dem Thema Bildung intensiver zu beschäftigen. Ich wollte so früh wie möglich faire Bildungschancen für alle ermöglichen. So wurde das Aelius Förderwerk geboren. Inzwischen sind wir deutschlandweit vertreten und haben 150 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

abi» Du selbst hast dich für ein Studium in Molekularer Medizin entschieden und machst derzeit deinen Master Wie kamst du auf diesen Studiengang?

Sagithjan Surendra: Das ist eine gute Frage (lacht). Ich hatte schon immer ein großes Interesse an Naturwissenschaft. Deshalb wollte ich ein Studium, dass einige der naturwissenschaftlichen Fächer kombiniert, aber auch eine neue Richtung einschlägt. Molekulare Medizin als Grenzfach zwischen Naturwissenschaft und Medizin war da genau das Richtige.

abi» Neben deinem Studium hast du noch ein Start-up gegründet und bist CEO von „Diginary Consulting“. Wie kam es dazu?

Sagithjan Surendra: Nach meinem Bachelor wollte ich Non-Profit-Organisationen dabei helfen, mittels digitaler Prozesse und Tools die Digitalisierung nachhaltig umzusetzen und dabei ihr volles Potenzial einzubringen. So entstand „Diginary Consulting“.

abi» Was heißt das konkret? Was genau macht ihr?

Sagithjan Surendra: Für viele Verbände, Vereine und Organisationen bringt der digitale Wandel viele Herausforderungen mit sich. Diginary Consulting möchte im Bereich der Digitalisierung beratend unterstützen und den Non-Profit-Organisationen dabei helfen, langfristige und digitale Strategien zu entwickeln. Das beginnt bei der Gründungsberatung, geht über die Erstellung von Websites, den Aufbau der digitalen Präsenz auf Social Media bis hin zum Umgang mit IT-Anwendungen. Wir stehen überall zur Seite.

abi» Das Studium, Ehrenamt und dein Start-up unter einen Hut zu bekommen, das ist sicherlich nicht immer einfach. Wie schaffst du das?

Sagithjan Surendra: Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht (lacht). Aber es macht mir Spaß! Der Spaßfaktor daran ist meine Motivation. Bei meiner Tätigkeit verschwindet für mich die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit.

abi» Du wurdest als „Top Talent Under 25“ und „Student des Jahres“ ausgezeichnet und hast außerdem den Engagementpreis der Studienstiftung des Deutschen Volkes erhalten. Was bedeuten diese Auszeichnungen für dich?

Sagithjan Surendra: Das ist eine wahnsinnige Anerkennung, aber gleichzeitig auch eine Herausforderung und Ansporn für die Zukunft. Als ich das Aelius Förderwerk gegründet habe, hatte ich keine Ahnung wie es laufen wird. Ich wusste nicht, wie die Resonanz der Gesellschaft sein wird. Die Auszeichnungen betrachte ich daher als positive Resonanz für mein Anliegen.

abi» Hätte es einen Alternativplan zu deinen Gründungen gegeben? Wie geht es weiter?

Sagithjan Surendra: Was Aelius betrifft, ist es für mich keine Berufung, sondern eine Vision. Ich bin ein proaktiv handelnder Mensch. Das heißt, ich probiere immer etwas Neues aus. Nach meinem Master in Molekularer Medizin möchte ich ein weiteres Masterstudium in Public Policy oder Social Policy beginnen.

abi» Wer hat dich zu diesem Weg inspiriert? Hast du Vorbilder?

Sagithjan Surendra: Früher hätte ich nicht gezielt Personen nennen können, deshalb hätte ich mein persönliches Umfeld, meine Familie und meine Lehrer, als Vorbilder genannt. Heute sind sie zwar immer noch meine Vorbilder, aber meine Liste hat sich erweitert. Zum Beispiel Katja Urbatsch, die Gründerin von „ArbeiterKind.de“, und Kristina Lunz, die Mitgründerin von Centre for Feminist Foreign Policy. Als ich das Aelius Förderwerk gründen wollte, wusste ich nicht, wie man am besten vorgeht. Katja Urbatsch war für mich die erste Ansprechpartnerin. Sie war ebenfalls die erste Akademikerin in ihrer Familie, hat mich auf diesem Weg sehr unterstützt und tut es weiterhin.

abi» Gibt es Dinge, die sowohl bei der Gründung eines ehrenamtlichen Förderwerks als auch bei der eines Start-ups wichtig sind?

Sagithjan Surendra: In beiden Fällen muss man auf andere Menschen zugehen und kommunizieren können. Eine gute Kommunikation ist sehr wichtig. So habe ich es gemacht: Ich habe mich überwunden, bin auf andere zugegangen und habe mit ihnen gesprochen. Dadurch konnte ich sehr viele hilfsbereite und nette Unterstützer*innen gewinnen.

Über Sagithjan Surendra

Sagithjan Surendra wurde 1998 in Nürnberg geboren. Seine Eltern flohen vor dem Krieg in Sri Lanka nach Deutschland. Mit 16 Jahren wird er in ein von Freistaat Bayern finanziertes Stipendienprogramm aufgenommen und mit dem ersten Semester Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Noch während seines Bachelorstudiums in Molekularer Medizin an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen gründete er zusammen mit einem Freund das Aelius Förderwerk, das sich für faire Bildungschancen schon in der Schulzeit engagiert. Die Unterstützung, die er erhalten hat, will er auch anderen ermöglichen.