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I'm Jette: „Mit Kunst indirekt Geld verdienen“

Auf ihrem YouTube-Kanal „I’m Jette“ nimmt Jette ihre Follower mit in ihr Leben als Künstlerin. Sie kombiniert Kreativität mit Alltäglichem oder stellt sich selbst künstlerische Challenges. Im Interview erzählt sie von ihrem Studium, ihrem Weg zum eigenen Atelier und ihren Plänen für die Zukunft.

Foto von Jette Lübbehüsen.

abi» Du hast Design studiert. Warum hast du dich dafür entschieden? Wusstest du schon immer, dass du beruflich in die künstlerische Richtung gehen willst?

Jette: Ich bin immer gerne kreativ gewesen. Für Mediendesign habe ich mich entschieden, weil das viele verschiedene Designbereiche und meine Interessen abdeckt. Ob Fotografie, Motion Design oder Plakatdesign – im Designstudium kann man in unterschiedliche Berufsbereiche hineinschnuppern.

abi» Inzwischen arbeitest du als freie Künstlerin. Wie kam es dazu?

Jette: Meine Malerei, meine Bilder, das habe ich immer parallel zum Design gemacht. Im Studium haben mir freie kreative Inhalte gefehlt. Kunst habe ich sehr lange als Hobby nebenbei gemacht, jetzt wo mein Studium vorbei ist, habe ich mehr Zeit, mich in diesem Bereich zu verwirklichen.

abi» Kannst du dich noch an dein erstes Kunstwerk erinnern?

Jette: Wenn du meinst, wann ich mein erstes Bild gemalt habe, dann wahrscheinlich im Kunstunterricht. Meine Mutter hat mir früher oft Stifte und Papier gegeben und ich habe drauflosgemalt, wie jedes Kind. Aber mich wirklich der Kunst zu widmen, ein kurzes Konzept zu erarbeiten und eine Bedeutungsebene zu entwickeln, das mache ich erst seit ein paar Jahren.

abi» Wie hat sich deine Kunst über die Jahre verändert?

Jette: Angefangen hat es als Hobby. Ich habe mich an anderen Künstlern orientiert, an dem, was ich online gesehen habe. Zunächst habe ich viel mit Aquarell gemalt, das war für mich irgendwie eine sehr einfache Technik für den Anfang. Mittlerweile arbeite ich mit Ölfarben, baue meine eigenen Leinwände, habe ein Atelier, in dem ich arbeite. Auch meine Einstellung dazu, wie ernst ich es nehme, hat sich geändert.

abi» Bezeichnest du dich selbst eher als Künstlerin oder als Content Creatorin?

Jette: Ich glaube es ist eine Mischung aus beidem. Dadurch, dass ich meine Arbeit auf Social Media teile, bin ich wahrscheinlich eher Content Creatorin. Wobei sich mein Content um meine Arbeit als Künstlerin dreht. Ich verkaufe zwar Kunst, das reicht aber nicht, um auch nur ansatzweise davon leben zu können. Der künstlerische Content finanziert mein Leben. Es ist interessant, dass man durch Social Media mit Kunst indirekt Geld verdienen kann.

abi» Du hast mit ganz anderem Content angefangen. Wann war der Moment, als du dir dachtest, jetzt will ich etwas über Kunst erzählen?

Jette: Diese Möglichkeit habe ich lange nicht wahrgenommen. 2017, als viele Creatorinnen angefangen haben, DIY-Projekte, also Bastel- und Zeichenprojekte in ihren Videos zu zeigen, habe ich das auch ausprobiert und gemerkt, dass das die Leute begeistert. Es hat mir selbst auch mehr Spaß gemacht, als das, was ich sonst hochgeladen habe. Es war nicht geplant, ich habe es einfach ausprobiert.

abi» Wie sieht dein beruflicher Alltag aus?

Jette: Es gibt Tage, die ich im Atelier verbringe und Tage, an denen ich am Videoschnitt im Homeoffice arbeite. Zur Abwechslung bin ich auf Reisen, kooperiere zum Beispiel mit Museen. Viele bauen Social-Media-Teams auf, um junge Menschen zu erreichen. Da kann ich mit meiner Reichweite helfen, schließlich erreiche ich bereits die Zielgruppe. Die Kooperationen führen mich in verschiedene Städte Europas, um dort Kunst in meinen Content zu integrieren. Als Selbstständige muss ich außerdem administrative Sachen erledigen. Grundsätzlich habe ich aber einen sehr flexiblen beruflichen Alltag, was ich genieße.

abi» In deinem Buch „Moodboard“ gibst du jede Menge kreative Tipps. Wie kam es dazu, dass du ein Buch geschrieben hast?

Jette: Ich wollte ein Buch verfassen, das all mein kreatives Wissen sammelt. Zu den drei Kapiteln über Zeichnen, Malen und DIY-Projekte gibt es Unterkapitel zu verschiedenen Techniken, zum Beispiel zum Zeichnen einer Hand. Es sind alle Themengebiete aufgegriffen, zu denen ich auch YouTube-Videos habe. Das Besondere an dem Buch sind die Mitmachseiten mit kreativen Challenges. Ich wollte, dass das Buch dabei hilft, kreativ zu werden. Meiner Meinung nach brauchen wir alle ein bisschen mehr Kreativität im Alltag.

abi» Hast du es je bereut, dich nicht bei einer Agentur beworben zu haben?

Jette: Mein Weg in die Selbstständigkeit war begleitet von einem seltsamen Gefühl. Man fängt kein kreatives Hobby an und denkt, daraus wird jetzt der Beruf. Irgendwie habe ich es auch während des Studiums geschafft, immer konstant Videos hochzuladen. Dann ist YouTube von einem Hobby zu meinem Beruf geworden. Nach meinem Studium war das ein fließender Übergang. Zusätzlich wollte ich mich aufgrund des Lockdowns auch nirgendwo bewerben. Es war also naheliegend, mit YouTube weiterzumachen. Ich hätte mir auch gut vorstellen können, bei einer Kreativagentur zu arbeiten, aber das war in dem Moment einfach nicht auf meinem Radar.

abi» Gibt es schon konkrete Pläne für die Zukunft, vor allem wenn du dich von deiner Social-Media-Karriere verabschieden solltest?

Jette: Ich würde gerne eine eigene Kreativagentur gründen. Auf jeden Fall will ich im Kreativbereich bleiben und anderen mein Wissen weitergeben. Ich war auf YouTube und Social Media schon aktiv, als es den Begriff Influencer noch nicht gab, dadurch kann ich viel Input zu Kreativstrategien geben. Das wäre ein Berufsweg, den ich cool finden würde. Aber da bin ich noch ein paar Jahre von entfernt. Durch meine Arbeit plane ich mein Leben auch nie über einen Monat im Voraus. Ich muss flexibel bleiben, um auch spontan Möglichkeiten wahrnehmen zu können.

abi» Wenn es mit Social Media nicht geklappt hätte, was wäre dein Plan B gewesen?

Jette: Ich glaube, ich hätte gerne bei einer Modezeitschrift gearbeitet, im Bereich Editorial Design oder Fotografie. Jedoch ist Social Media von all dem inzwischen nicht mehr wegzudenken; alle Modezeitschriften arbeiten zusätzlich zu Print auch digital. Von daher glaube ich, Social Media hätte mich so oder so begleitet. Es war immer mein Traum, etwas zu machen, was mein Interesse für Design und Mode miteinander vereinbart.

Über I’m Jette

Porträt von Jette Porträt von Jette

Jette Lübbehüsen ist 1997 geboren und seit elf Jahren auf YouTube aktiv. Nach ihrem Abitur studierte sie Design in Berlin, intensivierte nach ihrem Abschluss dann ihre Präsenz auf YouTube. Dort integriert sie ihre Kunst in den Content, bietet damit nicht nur kreative Inhalte, sondern regt ihre Follower auch zum Mitmachen an. In ihrem Atelier in Berlin produziert und verkauft sie ihre eigene Kunst: https://imjette.com. Außerdem ist sie Autorin zweier Bücher.