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Freiwilliges Soziales Jahr: „Jetzt geht es um Menschenleben“

Im Oktober 2022 trat Cora Dobbratz (19) ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beim Arbeiter-Samariter-Bund in Berlin an. In Erster Hilfe ist sie inzwischen fit – und hat auch schon konkrete Zukunftspläne.

„Nach dem Abi habe ich zuerst ein Orientierungsstudium begonnen“, erzählt Cora Dobbratz. Doch schnell wurde ihr klar, dass sie direkt nach der Schulzeit erst mal etwas Praktisches machen möchte. Durch ihr Interesse an Medizin wurde sie auf die Möglichkeit eines Freiwilligen Sozialen Jahres beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) aufmerksam – nun ist sie mittendrin.

  • Porträt von Cora D.

    Man kann beim Rettungsdienst Krankentransporte übernehmen, mit Kindern oder Menschen mit Behinderung arbeiten, oder eben im Sanitätsdienst mitwirken.

    Cora Dobbratz

Große Auswahl an Einsatzbereichen

Nach ausgiebiger Internetrecherche stieß sie auf eine detaillierte Stellenbeschreibung des ASB. „Es gab dort sehr viele Anwendungsgebiete für ein FSJ. Zum Beispiel den Wünschewagen, der Menschen, die kurz davor sind zu sterben, letzte Wünsche erfüllt. Man kann beim Rettungsdienst Krankentransporte übernehmen, mit Kindern oder Menschen mit Behinderung arbeiten, oder eben im Sanitätsdienst mitwirken.“

Letztendlich bekam die Berlinerin eine freie Stelle beim Sanitätsdienst und in der Erste-Hilfe-Ausbildung. Dort kann sie bei Sanitätseinsätzen mit dabei sein, bei verschiedenen Events als Sanitäterin angefordert werden, selbst Erste-Hilfe-Kurse geben oder auch Verwaltungsaufgaben im Hintergrund kennenlernen. Jedes Einsatzfeld sollte von den Freiwilligen mal bedient werden. Ziel ist es, am Ende einen Überblick über alle Aufgaben zu haben. Vorrang haben aber die Sanitätseinsätze und die Erste-Hilfe-Ausbildung. „Es ist sehr vielfältig. Vor allem den praktischen Aspekt finde ich sehr interessant. Man steht nicht nur herum, sondern kann selbst viele Aufgaben übernehmen“, erzählt sie.

Sowohl das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) als auch der Bundesfreiwilligendienst (BFD) dauern zwischen 6 und 18 Monate. Im Unterschied zum BFD kann das FSJ nur von Freiwilligen unter 27 Jahren absolviert werden. Während es sich beim FSJ um ein Angebot der einzelnen Länder handelt, wird der BFD vom Bund finanziert. Du bekommst bei beiden Freiwilligendiensten ein Taschengeld von bis zu 438 Euro monatlich und bist versichert. Bei manchen Anbietern kommen kostenlose Unterkunft und Verpflegung dazu.

Das Gelernte sogleich umsetzen

In ihrer Anfangszeit des FSJ absolvierte Cora Dobbratz immer wieder Sanitätsdienstlehrgänge, die sie auf die vielfältigen Tätigkeiten optimal vorbereiten sollten. Sie erlernte beispielsweise alles Notwendige zum Thema „Erste Hilfe“, wie man die Grundlagen dazu in eigenen Kursen vermittelt und wie man Rettungswagen für einen Einsatz vorbereitet. Sobald sie die ersten Kurse bestanden hatte, durfte sie mit zu entsprechenden Einsätzen. Erst neulich war sie gemeinsam mit einer anderen „FSJlerin“ als Sanitäterin bei einem Fußballspiel des Hertha BSC im Berliner Olympiastadion vertreten.

„Man kommt auch ziemlich viel herum, da manche Lehrgänge nicht in Berlin stattfinden. Bisher habe ich dabei zwar nur hospitiert, aber in ein paar Tagen bekomme ich hoffentlich die Berechtigung, selbst Erste-Hilfe-Kurse geben zu dürfen“, erzählt die 19-Jährige. Zudem lernt sie in den Fortbildungslehrgängen einiges über die menschliche Anatomie, welche Krankheitsbilder es gibt und wie man als Sanitäterin beziehungsweise Sanitäter darauf reagiert. „Man bekommt da schon echt viel mit. Im FSJ ist man aber auch nie ganz allein. Im Sanitätsdienst ist immer eine ranghöhere Person anwesend, meistens ein Rettungs- oder Notfallsanitäter, man kann also immer jemanden ansprechen.“

Motiviert und reflektiert

Dennoch kann es während eines Sanitätseinsatzes durchaus zu ernsten und nervenaufreibenden Vorfällen kommen. In ihrer bisher etwa zweimonatigen Zeit beim ASB kam Cora Dobbratz selbst zwar noch in keine allzu brenzlige Situation. Am Tag ihres ersten Sanitätsdienstes bekam sie jedoch mit, wie in einer Nebenstation eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchgeführt werden musste und eine Frau vor Ort verstarb. „Da wurde mir bewusst: Okay, jetzt geht es wirklich um Menschenleben. Wenn man nur darüber lernt, ist das alles noch sehr abstrakt.“

Um Ereignisse wie diese im Team zu reflektieren, finden regelmäßig am Schichtende Gruppentreffen statt, in denen die Einsätze des Tages nachbesprochen werden. Dabei lernen ehrenamtliche sowie hauptamtliche Mitarbeitende aus den Erfahrungen anderer und kommen zudem mit Leuten aus anderen Tätigkeitsbereichen in Kontakt.

Mit viel Einsatz, Motivation und einem tollen Team hat Cora Dobbratz weiterhin eine aufregende Zeit beim ASB vor sich. Auch wenn es beim Sanitätsdienst nicht immer einfach sein wird, sieht sie dennoch langfristig eine mögliche Zukunft in diesem Bereich. „Wenn es klappt, würde ich gerne Notfallsanitäterin werden. Gerade den praktischen Anteil an dieser Tätigkeit finde ich sehr spannend.“

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