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Die Juristen von morgen: Neutralität vs. Normalität

Porträt-Foto von Amelie

Autor:
Amelie

Rubrik:
studium

14.06.2021

Ich finde diese Frage sehr interessant. Was ist neutral? Was ist normal? Oftmals fallen beide Begriffsbedeutungen zusammen, aber wie entscheidet man, wenn dies nicht der Fall ist? Es ist noch gar nicht so lange her, da habe ich in meiner Vorlesung über Grundrechte einen Sachverhalt besprochen, der diese Frage diskutiert hat. Im Groben ging es um die Religionsfreiheit gem. Art. 4 GG. Eine Rechtsreferendarin, die ein Kopftuch trägt, wurde vom entsprechenden Oberlandesgericht darauf hingewiesen, dass sich Rechtsreferendare religiös neutral zu verhalten hätten und sie daher kein Kopftuch tragen dürfe, wenn sie Tätigkeiten ausführe, bei denen sie als Repräsentantin der Justiz/des Staates wahrgenommen würde. Nachdem die Rechtsreferendarin Verfassungsbeschwerde eingereicht hatte, wurde die Regelung, die ihr verbot ein Kopftuch zu tragen, jedoch als verfassungsmäßig eingestuft, da nach eingehender Verhältnismäßigkeitsprüfung zusammengefasst gesagt wurde, dass das Tragen eines Kopftuches weder explizit verboten noch erlaubt werden müsse. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob das fair ist. Und ob religiöse Neutralität gleich bedeutet, dass keine nach außen wahrnehmbaren Symbole getragen werden dürfen. Wie würdet ihr an dieser Stelle entscheiden?

Normalität ist für mich ein Begriff, der etwas beschreibt, dass nicht mehr sonderlich erklärt oder definiert werden muss. Neutralität ist für mich ein Begriff, der eine Haltung beschreibt, die weder stark noch schwach zu einer bestimmten Meinung hin tendiert. Ich finde heutzutage ist es generell schwer zu sagen was normal und was neutral ist. Um ein anderes Beispiel zu wählen: Inzwischen benutzen viele junge Menschen ihre Social-Media-Accounts, um ihre Meinung zu bestimmten Themen kundzugeben. Nehmen wir hier „black lives matter“. Ist es normal darüber eine Instagram Story zu haben? Wenn ja, ist man dann neutral, wenn man nichts in seiner Story hat oder ist man dann gleich kein Anhänger der Bewegung?

Ich tue mich hier mit einer Abgrenzung schwer, da ich denke, dass es immer darauf ankommt, was man als normal betitelt. Denn darauf basierend beschließen Leute doch erst was für sie neutral bedeutet, oder?