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Lehr- und Lernräume an Hochschulen: Ein Ort des Zusammenkommens

Die Lehre an den Hochschulen hat sich im Zuge der Lockdowns verändert, die Pandemie den Ausbau digitaler Studienformen beschleunigt. Inzwischen sind die Corona-Maßnahmen Geschichte – und trotzdem sieht der Studienalltag anders aus als vor Covid-19. So spielen etwa Online-Lehrangebote eine viel größere Rolle als früher. Was bedeutet das für Studienanfängerinnen und -anfänger?

Vier Studierende sitzen mit Laptops und Schreibutensilien in einem Hörsaal.

Für Valentine Weigel begann das Theologiestudium an der Universität Jena ganz normal: Sie ging zu Vorlesungen und Seminaren an die Uni, übersetzte gemeinsam mit Dozierenden sowie Kommilitoninnen und Kommilitonen theologische Texte aus alten Sprachen und verabredete sich mit anderen Studierenden zum Lernen. Nach zwei Semestern kam Corona, und plötzlich wurden alle Vorlesungen und Seminare nur noch online über Videokonferenztools abgehalten – alle Studierenden lernten von zu Hause aus.

„Dazu brauchte es auf jeden Fall mehr Selbstmotivation“, erinnert sich die 26-Jährige. Sie freut sich, dass die Veranstaltungen mittlerweile wieder in Präsenz stattfinden und sie ihre Mitstudierenden persönlich treffen kann. „Ich finde es aber sehr praktisch, dass wir zum Beispiel weiter mit einer Lernplattform arbeiten, auf die Dozierende ihre digitalen Unterlagen hochladen.“ Vor allem für die Vorbereitung auf Klausuren helfen die zusätzlichen Materialien sehr, findet die Studierende.

Corona als digitaler Beschleuniger

„Die Diskussion, digitale Elemente in die Lehre einzubauen, führen Hochschulen schon länger“, berichtet Professorin Dr. Tanja Brühl, eine der beiden Vorsitzenden des Verbands „TU9 German Universities of Technology e. V.“, einem Zusammenschluss neun führender Technischer Universitäten in Deutschland. „Aber durch die Corona-Pandemie haben die Entwicklungen einen unglaublichen Schub erhalten.“ Manche Dozierenden haben schon vorher ihre Vorlesungen aufgezeichnet oder Online-Kurse zum Selbstlernen erstellt. „In der Pandemiezeit wurden Vorlesungen dann vermehrt in den digitalen Raum getragen und haben sich professionalisiert“, berichtet Tanja Brühl.

Erfolgte die Aufzeichnung der Veranstaltungen anfangs oft noch über das Handy, stehen mittlerweile vielfach professionelle Kameras oder sogar Studios zur Verfügung. Häufig finden Vorlesungen heutzutage hybrid statt, also gleichzeitig im Hörsaal und als Stream auf den Bildschirmen der Zusehenden.

„Für viele der Studierenden, die zu den Digital Natives gehören, war die Umstellung gar nicht so schwer“, hat die Verbandssprecherin und Präsidentin der Technischen Universität (TU) Darmstadt beobachtet. Anpassen mussten sich ihr zufolge eher diejenigen, die bisher nicht besonders digitalaffin waren. Technische Universitäten hatten es dahingehend etwas leichter, weil ihre Berührungspunkte mit IT und digitalen Technologien grundsätzlich zahlreich sind.

  • Porträt-Foto von Dr. Tanja Brühl

    Wir kommunizieren heute weit mehr über digitale Tools als früher. Trotzdem ist es wichtig zu betonen, dass die Hochschulen weiterhin ein Ort des persönlichen Zusammenkommens und des gemeinsamen Lernens bleiben.

    Professorin Dr. Tanja Brühl

Digitale Lernplattformen sind hilfreich

Nicht nur die Lehrveranstaltungen, sondern auch die Kommunikation zwischen den Lehrenden und Studierenden, etwa im Rahmen von Sprechstunden, wurden ins Digitale verlegt – und haben dort weiterhin ihren Platz: „Wir kommunizieren heute weit mehr über digitale Tools als früher“, sagt Tanja Brühl. Ohnehin wünscht sie sich für die Zukunft, dass die erweiterten digitalen Möglichkeiten erhalten bleiben, die sich bewährt haben. Ein Beispiel sind Lernplattformen wie „Moodle“, „Ilias“ oder „Blackboard“, auf denen Studierende zu den einzelnen Studienmodulen etwa Lernmaterialien und weiterführende Informationen herunterladen und Aufgaben lösen können, zu denen sie von den Lehrenden Feedback erhalten. Auch die Vernetzung mit Kommilitoninnen und Kommilitonen ist über solche Plattformen möglich.

„Bei aller Digitalisierung ist es aber wichtig zu betonen, dass die Hochschulen weiterhin ein Ort des persönlichen Zusammenkommens und des gemeinsamen Lernens bleiben“, bekräftigt die TU9-Vorsitzende. Einen Vorteil der Digitalisierung sieht sie vor allem im Hinblick auf neue Möglichkeiten für internationale Vernetzung: „Es ist zum Beispiel problemlos möglich, Top-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt über Video in Vorlesungen zuzuschalten oder internationale Lerngruppen zu organisieren. „Auch interkulturelles Lernen wird so erleichtert.“ Ideen, digitale Tools, die das Lehren und Lernen unterstützen, gibt es viele – und der Fortschritt der Digitalisierung wird Hochschulen und Studierenden in Zukunft sicher noch viele Möglichkeiten eröffnen.

Weitere Informationen

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung. Hier kannst du dich über Studienmöglichkeiten in Deutschland informieren.
​​​​​​​www.studienwahl.de​​​​​​​

CHE Gemeinnütziges Centrum für Hochschulentwicklung GmbH

www.che.de

CHE-Studie: Lernräume der Zukunft

www.che.de/download/lernraum-der-zukunft

Deutsches Studierendenwerk e.V.

www.studentenwerke.de

Hochschulforum Digitalisierung (HFD)

www.hochschulforumdigitalisierung.de