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Schulische Ausbildungen: Von der Schulbank direkt in den Beruf

Eine ganze Reihe von Ausbildungen werden nicht dual, sondern in schulischer Form angeboten – hauptsächlich in den Bereichen Pflege, Gesundheit, aber auch in Feldern wie Wirtschaft, Kunst oder Technik. Lucia Eckey (24) zum Beispiel macht eine Ausbildung zur Medizinisch-technischen Radiologieassistentin (MTRA). (Hinweis: inzwischen heißt der Beruf Medizinische/r Technologe/Technologin).

Eine Pflegerin bedient ein medizintechnisches Gerät.

Naturwissenschaften haben Lucia Eckey schon in der Schule gelegen, und nach einem längeren Krankenhausaufenthalt war ihr klar: „Ich wollte gern etwas lernen, bei dem ich meine technischen und meine sozialen Interessen verbinden kann“, sagt sie. Jetzt ist sie fast am Ende ihrer schulischen dreijährigen Ausbildung zur Medizinisch-technischen Radiologieassistentin (MTRA) in Hamburg. MTRA sind Experten für bildgebende Verfahren in der Medizin. Sie helfen Ärzten, Krankheiten und Verletzungen anhand von Röntgen-, Computer- und Kernspintomografie-Aufnahmen aufzuspüren und strahlentherapeutisch zu behandeln.

Los ging’s für Lucia Eckey zunächst mit einem sechswöchigen Praktikum in der Pflege, erst danach startete die Theorie mit Physik, Strahlenphysik, Mathe, Anatomie, Chemie, Statistik und Fachenglisch. Die Theorie wird an ihrer Schule immer wieder durch Praktika ergänzt: in der Strahlentherapie, der Nuklearmedizin, der Röntgendiagnostik sowie in der Computertomographie (CT) und der Magnetresonanztomographie (MRT). „Das Arbeiten an den Geräten macht mir besonders viel Spaß“, sagt die 24-Jährige.

Unterschiedliche Schulgebühren und Vergütungen

Anders als andere schulische Ausbildungen an privaten Schulen ist Lucia Eckeys Schule kostenlos. „Ich habe während der drei Jahre allerdings nichts verdient“, erklärt sie. Das hat sich nun geändert: Seit diesem Jahr bekommen die Auszubildenden eine Vergütung von rund 1.000 Euro im Monat. Das haben die Gewerkschaften und Verbände jüngst für die meisten schulischen Gesundheits- und Laborausbildungen an kommunalen Krankenhäusern und Unikliniken ausgehandelt.

Schulische Ausbildung bedeutet: Statt wie bei einer dualen Ausbildung in einem Unternehmen zu arbeiten und die Berufsschule zu besuchen, gehen die Azubis in Vollzeit an eine Berufsfachschule, wobei in der Regel Praxisphasen die Theorie ergänzen. Pflegeschulen zum Beispiel gehören meist zu Krankenhäusern oder Altenheimen. „Schüler in der Gesundheits- und Krankenpflege erhalten ebenfalls rund 1.000 Euro“, berichtet Claudia Fichtner, Studien- und Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit Bonn und weist darauf hin, dass der Beruf zukünftig durch die Generalisten-Ausbildung zum Pflegefachmann bzw. -frau ersetzt wird.

Verschiedene Berufsgruppen

Ein Porträt-Foto von Claudia Fichtner Ein Porträt-Foto von Claudia Fichtner

Claudia Fichtner

Neben Pflege- und Gesundheitsberufen, wie alle Medizinisch-technischen Assistenten, Ergo- und Physiotherapeuten, Logopäden sowie Diätassistenten, werden auch soziale Berufe, etwa Heilerziehungspfleger und Erzieher an Schulen ausgebildet. Je nach Bundesland erhalten Auszubildende dieser Berufe ein Entgelt in ihrem Anerkennungspraktikum am Ende der Ausbildung. Für andere schulische Ausbildungen gilt das nicht, zum Beispiel die zum Dolmetscher, Fremdsprachenkorrespondenten, Musiker, Mediengestalter, Schauspieler und zum Pharmazeutisch-, Landwirtschaftlich- oder Physikalisch-technischen Assistenten. Im Gegenteil: Häufig kostet die Ausbildung an privaten Schulen eine Gebühr.

An privaten Berufsfachschulen müssen Azubis mit 300 bis 700 Euro Schulgeld monatlich rechnen. „Manche Länder, zum Beispiel Nordrhein-Westfalen, erstatten einen Teil der Schulgebühren“, erklärt Claudia Fichtner und weist auf die Finanzierung des Lebensunterhalts durch Schüler-BAföG hin. „BAföG ist für Fachschulausbildungen grundsätzlich möglich und muss nicht zurückgezahlt werden“, erklärt sie.

Schriftliche Bewerbung mit Anschreiben

Abiturienten steht jede schulische Ausbildung offen. Für den Besuch einer Berufsfachschule ist normalerweise ein mittlerer Schulabschluss notwendig. Dennoch: gute Noten in den wichtigen Fächern werden erwartet, ein Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Freiwilliger Wehrdienst im Sanitätsbereich wird im Pflegebereich ebenfalls gern gesehen. „Je nach Beruf kann ein kürzeres oder längeres Vorpraktikum nötig sein“, sagt Claudia Fichtner.
Je nach Schule genügt eine schriftliche Bewerbung mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen oder es kommen Aufnahmegespräche und Prüfungen hinzu. „Im Pflegebereich kann es vorkommen, dass sich Interessenten an der Fachschule und am Praxisplatz bewerben müssen“, sagt die Berufsberaterin und betont: „Die Bewerbung sollte rechtzeitig erfolgen, bis zu einem Jahr vor Beginn der Ausbildung oder spätestens mit dem Zwischenzeugnis Ende Januar“, rät sie. Die meisten Ausbildungen starten im Herbst, einige haben einen zusätzlichen Termin im Frühjahr.

Übergang ins Berufsleben

Und wie geht es nach der schulischen Ausbildung weiter? Anders als bei einer dualen Ausbildung, gibt es nicht die Chance vom Betrieb direkt übernommen zu werden. „Man sollte sich auf jeden Fall rechtzeitig um eine Anstellung bemühen“, empfiehlt Claudia Fichtner. „Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit, dort unterzukommen, wo man seine Praxiseinheiten absolviert hat.“

Ein in einem Bundesland erworbener staatlicher Abschluss inklusive Kammerprüfung ist in der Regel bundesweit gültig. Absolventen können sich also überall bewerben. Es lohnt sich, vorab bei der örtlichen IHK oder Handwerkskammer diesbezüglich nachzufragen. Ausnahmen können private Einrichtungen sein, die zum Beispiel Schauspieler, Tänzer oder Musiker ausbilden. Hier werden zum Teil „Ausbildungen“ angeboten, die nicht zu einem geregelten Berufsabschluss führen. Auch stehen die Chancen nach einer lediglich einjährigen, landesrechtlich-geregelten Ausbildung etwa im Bereich Fremdsprachenkorrespondenz oder Informationstechnischer bzw. betriebswirtschaftlicher Assistenz unter Umständen eher schlecht. Darüber sollte man sich, noch vor dem Start der Ausbildung, gut informieren.

Ausbildung als Vorbereitung aufs Studium

Manche Abiturienten nutzen die schulische Ausbildung als Vorbereitung auf ein artverwandtes Studium. Beispielsweise kann eine Pflegeausbildung eine gute Grundlage für ein Medizinstudium bilden (siehe dazu auch „Studieren ohne Abitur“). Manchmal wird ein Teil der Ausbildung aufs Studium angerechnet. „Es gibt inzwischen sogar etliche Angebote, bei denen sich Ausbildung und Studium kombinieren lassen“, sagt die Berufsberaterin und verweist als Beispiel auf den Studiengang „Angewandten Pflegewissenschaft“.

Schul-Azubis stehen übrigens später die gleichen Weiterbildungen offen, wie Azubis mit einer dualen Ausbildung. So können Medizinisch-technische Assistenten etwa Techniker der Fachrichtung Medizintechnik werden oder eine Pflegefachkraft bildet sich zum Fachkrankenpfleger weiter. MTRA Lucia Eckey hat erst einmal vor, in ihrem Beruf zu arbeiten. Sie hat bereits eine Stelle in einem Hamburger Krankenhaus gefunden und wird ab Herbst in der Röntgendiagnostik arbeiten.

Weitere Informationen

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